Studie: Die 50 größten Konsumgüterhersteller der Welt

Donnerstag, 12. Juli 2018 | Pressemitteilung
  • Die Umsätze der Top 50 der FMCG-Riesen wachsen massiv um durchschnittlich 5,7%
  • Treiber des Wachstums sind M&A-Deals, die im Vorjahresvergleich um 45% zunahmen – vor allem Unternehmen aus den Branchen Tabak sowie Bier & Spirituosen tätigen viele Akquisitionen
  • Organisches Wachstum fällt weiter gering aus und wird vor allem durch höhere Preise erzielt
  • Nestlé ist mit einem Umsatz von 91,2 Mrd. US-Dollar weiter das stärkste FMCG-Unternehmen
  • Auf den weiteren Plätzen folgen Procter & Gamble, PepsiCo, Unilever sowie AB INBEV
  • Henkel macht sieben Plätze gut und belegt mit 11,9 Mrd. USD (+9%) Umsatzvolumen nun Platz 31
  • Mehr Investitionen außerhalb der Branche – etwa in Inkubatoren oder digitale Technologien
  • Branche reagiert mit nachhaltigen Verpackungen auf Druck von Verbrauchern und Regulatoren

München, 12. Juli 2018. Die internationale Unternehmensberatung OC&C Strategy Consultants nimmt seit 2002 relevante Finanzkennzahlen der Konsumgüterbranche unter die Lupe und erstellt auf dieser Basis ein Ranking der international erfolgreichsten FMCG-Giganten. Ein zentrales Ergebnis der diesjährigen Analyse: Die Umsätze der Konsumgüterriesen legten 2017 nach längerer Durststrecke wieder deutlich zu. Nachdem die 50 weltweit größten Hersteller in den vergangenen Jahren mit Blick auf das durchschnittliche Wachstum noch nahezu stagnierten (+0,5% in 2016), steigerten sie ihre Umsätze im vergangenen Jahr signifikant um 5,7% – der beste Wachstumswert seit 2011. Die zentrale Triebfeder für die deutlich verbesserte Entwicklung ist jedoch nicht das organische Wachstum. In erster Linie verdankt die Branche den Aufschwung den deutlich gestiegenen Akquisitionsaktivitäten. So hat die Anzahl an Transaktionen im Vergleich zum Vorjahr um 45% zugenommen. Besonders aktiv waren dabei Unternehmen aus dem Segment Bier und Spirituosen sowie aus der Tabakindustrie. Das organische Wachstum bleibt mit durchschnittlich 2,6% und einem Volumenwachstum von gerade einmal 0,6% für viele Unternehmen der FMCG-Industrie hingegen eine große Herausforderung.

„Das grundlegende Problem vieler FMCG-Giganten ist weiterhin akut: Denn das organische Wachstum der 50 weltweit größten Unternehmen liegt unterhalb des Branchendurchschnitts. Mit M&A-Deals gehen viele große Konsumgüterproduzenten diese Herausforderungen aktiv an und stellen zumindest Umsatzwachstum sicher. Zugleich reagieren sie mit Transaktionen auf den Druck aktivistischer Investoren, die von den Herstellern höhere Margen fordern“, erklärt Christoph Treiber, Partner bei OC&C und Autor der Studie.

Nestlé führt das Ranking vor Procter & Gamble und PepsiCo weiter mit großem Vorsprung an

Das weltweit größte FMCG-Unternehmen ist nach wie vor Nestlé. Der in der Schweiz ansässige Konzern stagniert zwar in puncto Wachstum, belegt mit einem Umsatzvolumen von 91,2 Mrd. US-Dollar (USD) und einem komfortablen Vorsprung vor den Verfolgern jedoch weiterhin die Spitzenposition des Rankings. Auch auf den Folgeplätzen fallen die Wachstumsraten eher bescheiden aus: Procter & Gamble auf dem zweiten Platz verzeichnet mit einem Umsatz von 64,6 Mrd. USD ebenfalls ein Nullwachstum. PepsiCo (63,5 Mrd. USD; Platz 3) wächst um gerade einmal 1% und auch Unilever (60,5 Mrd. USD, Platz 4) gelingt mit einer währungsbereinigten Umsatzsteigerung von 2% nur moderates Wachstum. AB INBEV legt um 24% zu und erzielt einen Umsatz von 56,4 Mrd. USD. Damit gelingt dem Brauimperium mit Sitz in Belgien erstmals der Sprung unter die Top 5. Diese positive Entwicklung ist in erster Linie auf die Akquisition von SAB Miller zurückzuführen. Darüber hinaus erzielt AB INBEV allerdings auch ein sehr ordentliches organisches Umsatzwachstum von durchschnittlich 5% seit 2012.

Die weltweit umsatzstärksten FMCG-Unternehmen des aktuellen OC&C-Rankings:

1. Nestlé AG (Schweiz) 91,2 Mrd. USD
2. Procter & Gamble (USA) 64,6 Mrd. USD
3. PepsiCo (USA) 63,5 Mrd. USD
4. Unilever (UK / Niederlande) 60,5 Mrd. USD
5. AB INBEV (Belgien) 56,4 Mrd. USD
6. JBS (Brasilien) 49,6 Mrd. USD
7. Tyson Foods (USA) 38,3 Mrd. USD
8. Coca-Cola Company 35,4 Mrd. USD
9. L‘Oreal (Frankreich) 29,3 Mrd. USD
10. Philip Morris International 28,8 Mrd. USD
… 
31. Henkel (Deutschland) 11,9 Mrd. USD

Das in den vergangenen Jahren schwache organische Wachstum zu stimulieren, wird die zentrale Herausforderung vieler FMCG-Riesen in den kommenden Jahren bleiben. Die Gründe für die Talfahrt sind vielfältig und reichen von schwindenden Skaleneffekten im Marketing bis hin zu einschneidenden gesellschaftlichen Veränderungen, die etwa neue Lebensstile oder die Attraktivität von Arbeitgebern betreffen, wie Christoph Treiber erklärt: „Größere Marketingmaßnahmen wie TV-Werbung konnten sich früher nur FMCG-Giganten leisten. Das akkurate Targeting in digitalen Kanälen haben diese Skalenvorteile marginalisiert. Der gesellschaftliche Trend zur Individualisierung spiegelt sich auch darin wider, dass Konsumenten häufig neue Marken und Produkte ausprobieren wollen. Top-Absolventen von Universitäten gehen heute eher zu Google, Facebook oder einem Start-up als zu P&G, Unilever oder Nestlé. Und in Zukunftsmärkten haben viele Konsumgüterriesen heute noch das Nachsehen gegenüber lokalen Playern, die agiler sind und den fragmentierten Markt und die Bedürfnisse der Konsumenten besser verstehen. Mit dieser veränderten Umwelt haben große FMCG-Unternehmen stark zu kämpfen.“
Henkel mit erfolgreichen Akquisitionen und Beiersdorf mit starkem organischem Wachstum

Henkel, einziger deutscher Vertreter unter den Top 50, zählt zu den Gewinnern im Ranking. Das Unternehmen steigerte den währungsbereinigten Umsatz um 9% auf nun 11,9 Mrd. USD und belegt Platz 31 (Platz 38 im Vorjahr). Auch im Falle Henkels gründet die positive Entwicklung unter anderem auf Akquisitionen. So kaufte der Düsseldorfer Konsumgüterkonzern 2017 mit Nattura Laboratorios (Mexiko) und Zotos International (USA) zwei Hersteller von Haarpflegeprodukten. Zudem akquirierte Henkel mit Darex Packaging Technologies ein US-Verpackungsunternehmen sowie die Sonderhoff Holding GmbH, einen in Deutschland ansässigen Hersteller von Dichtstoffen.

„Die jüngste Entwicklung von Henkel ist eine Erfolgsgeschichte. Neben smarten Akquisitionen leistet der Fokus auf umweltfreundliche Produkte und nachhaltige Prozesse einen wichtigen Beitrag zum Wachstum. Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in Innovationsthemen tragen ebenfalls zur guten Performance bei: Mit dem SalonLab hat Henkel den ersten digital vernetzten Friseursalon entwickelt, eine B2B-Lösung für Salonbesitzer. Und Aktivitäten im Bereich Venture-Capital – Investitionen in Start-ups und Fonds – bündelt das Unternehmen mittlerweile in der Einheit Henkel Ventures“, so Christoph Treiber.

Auch Beiersdorf hat 2017 eine gute Entwicklung genommen. Der Geschäftsbereich Consumer erzielte einen Umsatz von 5,8 Mrd. USD – organisch konnten die Hamburger gegenüber dem Vorjahr damit um 4,7% zulegen. Zum Vergleich: Das organische Wachstum des deutschen FMCG-Platzhirschen Henkel betrug im selben Zeitraum 3,1%. Beiersdorf treibt die Geschäftsentwicklung durch eine kluge Expansionsstrategie starker Marken. Die Produkte werden für unterschiedliche Geografien an regionale Besonderheiten angepasst. In diesem Zusammenhang arbeitet der Nivea-Hersteller im Rahmen von Open-Innovation-Kooperationen mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen zusammen. Akquisitionen hat Beiersdorf 2017 nicht getätigt. Allerdings wird Beiersdorf schon seit längerer Zeit nachgesagt, sich intensiv auf eine Übernahme vorzubereiten. Eine Akquisition wäre für Beiersdorf durchaus sinnvoll, um die Produktpalette zu erweitern und Zugang zu neuen Märkten zu erhalten. Aktuell fehlt dem Unternehmen für einen Platz unter den Top 50 jedoch noch knapp eine Milliarde USD Umsatz.

Weitere Trends: Investitionen in Innovationsthemen und nachhaltige Verpackungen

Viele FMCG-Riesen reagieren auf das veränderte Verbraucherverhalten mit Investitionen in digitale Technologien und andere Trends. So verfügen neun der Top 10 der weltweit größten FMCG-Hersteller über Inkubatoren für Start-ups und investieren in entsprechende Fonds. L'Oréal etwa unterstützte zusammen mit der Londoner Founders Factory vielversprechende Start-ups und gründete neue Unternehmen im Rahmen eines Inkubator-Programms. Einige Investitionen in digitale Technologien gehen jedoch über das reine Produktgeschäft hinaus: AB INBEV hat in Octi investiert, einen Produzenten von Social Media-Videoinhalten, und Unilever in Celtra, eine digitale Werbeplattform. Nestlé und Unilever tätigten Investitionen in Lieferdienste und Anbieter von Mahlzeiten-Abos wie Sun Basket, Freshly oder Gousto – und erhalten auf diesem Weg wertvolle Daten über sich ändernde Essgewohnheiten der Verbraucher. Einem anderen Trend folgen die Investitionen von Tyson Foods in Beyond Meat und Sweet Earth, beides Unternehmen, die im Bereich pflanzlicher Fleischalternativen aktiv sind und vegetarische Kost produzieren.

Nachhaltigkeit wünschen sich viele Konsumenten jedoch nicht nur bei Nahrungsmitteln, sondern insbesondere mit Blick auf das Verpackungsmaterial von Konsumgütern. Auch bei Industrievertretern und Regulatoren genießt das Thema längst hohe Aufmerksamkeit. Einige der FMCG-Giganten reagieren auf den öffentlichen Druck: Nestlé und Danone haben sich mit dem Chemie-Start-up Origin Materials zusammengeschlossen, um eine PET-Kunststoffflasche auf komplett biologischer Basis zu entwickeln. Und Tesco hat sich verpflichtet, bis 2019 alle nicht wiederverwertbaren Kunststoffe aus dem Sortiment zu nehmen.

„Mit Investitionen in digitale Technologien und nachhaltige Produkte machen viele FMCG-Riesen das eigene Geschäftsmodell zukunftsfest und sichern ihre Wachstumschancen mit zunehmend umweltbewussten Verbrauchern der Generation Z. Das tiefe Verständnis und der klare Blick für die Bedürfnisse der Verbraucher wird ebenso ein Schlüsselfaktor für das zukünftige Wachstum großer Konsumgüterhersteller bleiben wie der Mut und das Risiko, schlüssige Investitionen und Transaktionen auch außerhalb der Konsumgüterindustrie zu tätigen“, erklärt Christoph Treiber abschließend.

Erfahren Sie mehr über Christoph Treiber, Partner.

Lesen Sie die Vollversion der OC&C FMCG Global 50 Report.

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