Seit 2002 analysiert die internationale Unternehmensberatung OC&C Strategy Consultants jährlich relevante Finanzkennzahlen der Konsumgüterbranche und erstellt auf dieser Basis ein Ranking der 50 international erfolgreichsten FMCG-Riesen. Ein zentrales Ergebnis der nun veröffentlichten Analyse: Die FMCG-Giganten erzielten 2018 eine durchschnittliche Umsatzrendite von 18,2% (+0,4 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr) – ein Rekordergebnis seit der ersten Veröffentlichung des Rankings im Jahr 2002.
„Die Rentabilität hat ein Allzeithoch erreicht und bewegt sich wieder auf einem Niveau wie vor der Finanzkrise. Viele FMCG-Giganten ernten nun die Früchte ihrer Effizienzinitiativen. Zudem schlagen sich einige M&A-Aktivitäten der jüngeren Vergangenheit in den guten Ergebnissen nieder. Gerade Akquisitionen im Bereich schnell wachsender Branchen wie etwa der Kaffeeindustrie, deren Produkte bei Verbrauchern im Trend liegen, verhelfen den Unternehmen zu Rekordgewinnen“, erklärt Christoph Treiber, Partner bei OC&C und Co-Autor der Studie.
Die aktuelle Stärke der weltweit größten Konsumgüterhersteller spiegelt sich eindrucksvoll in der Entwicklung des organischen Wachstums wider, das auf 3,2% (+0,6 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr) steigt. Insbesondere das Volumenwachstum leistet dabei mit durchschnittlich 1,8% einen deutlich größeren Beitrag als in den Jahren zuvor (0,6% im Vorjahr).
„In den vergangenen Jahren haben sich die großen Konsumgüterherstellern mit Blick auf das organische Wachstum zu sehr auf Preissteigerungen und Mixeffekte verlassen – und in der Folge Marktanteile an kleine, agile Wettbewerber verloren. Diese Entwicklung konnten viele FMCG-Giganten 2018 stoppen und die Lücke zur kleineren, digital meist hochentwickelten Konkurrenz schließen. Auf dieser Basis konnten sie endlich wieder solides Volumenwachstum erzielen“, so Christoph Treiber.
Nestlé führt das Ranking vor Procter & Gamble und PepsiCo erneut klar an
Nestlé ist erneut mit großem Abstand das weltweit größte FMCG-Unternehmen. Der Umsatz des in der Schweiz ansässigen Konzerns legt um 2,1% auf nun 93,4 Mrd. USD zu. Auch auf den Folgeplätzen fallen die Wachstumsraten eher moderat aus: Procter & Gamble auf dem zweiten Platz wächst um 2,8% und erzielte 2018 einen Umsatz von 66,3 Mrd. USD. PepsiCo (64,7 Mrd. USD) steigert das Umsatzvolumen um 1,8% und landet auf dem dritten Platz des Rankings. Einziger Neueinsteiger in den Top 10 ist British American Tobacco auf Platz 8 (32,7 Mrd. USD). Dem Tabakkonzern mit Sitz in London gelang ein Umsatzwachstum von gut 25%. Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist die 2017 abgeschlossene Übernahme des Wettbewerbers Reynolds.
Die weltweit umsatzstärksten FMCG-Unternehmen des aktuellen OC&C-Rankings:
Schnell wachsende Konsumbereiche im Fokus
Die starken Ergebnisse der FMCG-Riesen erklären sich zu einem guten Teil durch exzellente Kosteneffizienz. So sanken die Gesamtbetriebskosten der Top 50 im Vergleich zu 2017 um durchschnittlich 0,2%. Zudem beflügelt ein Trend, der in der englischen Sprache „Premiumisation” genannt wird, die Umsatzentwicklung. Der Begriff beschreibt die Fähigkeit der Konsumgüterhersteller, Kunden zum Kauf qualitativ hochwertigerer Produkte zu höheren Preisen zu verleiten und zugleich die Kosten im Griff zu behalten. Ein Beispiel aus der Kaffeeindustrie: Innovative Darreichungsformen wie Kapseln ermöglichen den Herstellern für Kaffee, Premiumpreise zu erzielen, ohne die Produktionskosten signifikant zu erhöhen.
Grundlage der positiven Entwicklung vieler FMCG-Riesen waren zuletzt kluge Investitionen in schnell wachsende Konsumbereiche. Der chinesische Spirituosenhersteller Kweichow Moutai etwa hat den wachsenden Bedarf chinesischer Verbraucher nach Premium-Alkoholika erkannt und mit entsprechenden Angeboten darauf reagiert. Starke Ergebnisse in ihren Kategorien erzielten zudem Coca-Cola und Yili, die bei gesundheitsbewussten Verbrauchern besonders erfolgreich waren. Obwohl Coca-Cola an Umsatzvolumen einbüßt, glänzen die US-Amerikaner so mit guten Werten bei der Umsatz- und Kapitalrendite (26% bzw. 12%). Estée Lauder und Shiseido wiederum konnten insbesondere über Online-Kanäle bei der Gruppe der Millennials punkten.
Auch die Transaktionsaktivitäten waren im Jahr 2018 vielfach geprägt vom Wunsch, das Angebot in Richtung schnell wachsender Segmente zu verschieben oder bereits bestehendes Geschäft in diesem Bereich zu verstärken. Da im Vergleich zum Vorjahr jedoch keine Megatransaktionen realisiert wurden, sank der Wert der M&A-Deals um 48% auf 75 Mrd. USD, obwohl die Anzahl der Transaktionen mit 55 relativ hoch blieb (gegenüber 60 im Jahr 2017).
„FMCG-Giganten, die Verbrauchertrends frühzeitig erkennen und in der Lage sind, die Markenführung kontinuierlich an sich ändernde Bedürfnisse der Konsumenten anzupassen, können positiv in die Zukunft blicken. Investieren die Unternehmen zudem frühzeitig in aufstrebende Sektoren, haben sie gute Chancen, das organische Wachstum und letztlich auch die Gewinnmargen zu steigern“, erklärt Christoph Treiber.
Die deutschen FMCG-Unternehmen Henkel und Beiersdorf im Fokus
Wie in den Jahren zuvor ist Henkel das einzige deutsche Unternehmen unter den Top 50. Die Düsseldorfer belegen mit einem Umsatz von 12,2 Mrd. USD im aktuellen Ranking Platz 33. Wie viele andere FMCG-Konzerne hat auch Henkel einige Zeit benötigt, um die Agilität zu erhöhen, die erforderliche Digitalisierung voranzutreiben und gleichzeitig weiterhin profitables Wachstum sicherzustellen. Die Investitionen in neue Technologien und Start-ups machen sich bereits bezahlt, der digitale Umsatz auf Konzernebene wächst bereits im zweistelligen Bereich. Auch an anderer Stelle investiert Henkel in die Zukunft: In Düsseldorf entsteht bis 2020 für 130 Mio. Euro ein Innovationszentrum für den Konzernbereich Adhesive Technologies. Und auch hinsichtlich des anorganischen Wachstums war Henkel zuletzt umtriebig: Im Dezember 2018 wurde die Akquisition von Aislantes Nacionales, einem chilenischen Hersteller von Fliesenklebstoffen und Baumaterialien für 343 Mio. Euro abgeschlossen. Ein weiterer Deal, der 2018 abgeschlossen wurde, ist der Erwerb von JemPak für 76 Mio. Euro, einem in Nordamerika führenden Handelsmarkenhersteller von Wasch- und Reinigungsmitteln.
Digitalisierung ist auch einer der Schwerpunkte in der Strategie von Beiersdorf. Das Unternehmen verfehlt zwar den Sprung unter die Top 50, zählt mit einem LEH-Umsatz von 6,9 Mrd. USD (Platz 64) jedoch zum erweiterten Kreis der FMCG-Champions. Investitionen von 70 bis 80 Mio. Euro jährlich und Kooperationen mit E-Commerce Riesen wie JD.com und Alibaba sollen das digitale Angebot erweitern, Innovationen fördern und Kunden weltweit noch enger an das Hamburger Unternehmen binden. Auf dieser Grundlage verzeichnete Beiersdorf 2018 organisches Wachstum von 5,4%. Speziellen Fokus richtet Beiersdorf dabei auf Schwellenmärkte: Neue Produktionsstätten wurden unter anderem in Ägypten, Pakistan, Thailand und Polen eröffnet. Mit Blick auf die Produkte liegt besonderes Augenmerk auf den Sparten Hautpflege und Healthcare sowie auf ausgewählten Marken wie etwa Eucerin, Hansaplast und LaPrairie. Tesa, eine weitere Marke der Beiersdorf Gruppe, steuerte mit 6,8% überdurchschnittlich zum Wachstum des Konzerns bei und profitierte dabei von sehr guten Absätzen in Asien und Amerika. Akquisitionen wie die von Functional Coatings, einem Hersteller von Klebeband- und Abdichtungsprodukten, sowie die Erweiterung des US-Werkes in Sparta, Michigan, illustrieren die positive Entwicklung Tesas vor allem in Nordamerika.
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